Meine Corona Bilanz – oder: Danke Corona!

Die ganz kurze Version: Mein Standbein Straßenmusik hat mir den werten Po gerettet. Danke an alle Münzwerfer, die das möglich gemacht haben!

Die lange Version: Als mir im Frühjahr 2020 eine Buchung nach der anderen abgesagt wurde, ging mir der Allerwerteste auf Grundeis. Der Kalender war gut gefüllt und alle Termine bröckelten nach und nach weg, es war klar, dass ich quasi Berufsverbot haben würde.

Natürlich wollte ich mich damit nicht abfinden und versuchte ein erstes Straßenkonzert im ersten Lockdown in Münster am Wochenmarkt am Dom, nach nur 3 Minuten wurde mir das vom Ordnungsamt untersagt. Ich schaffe einen Grund zum Verweilen und die Leute sollten asap wieder nach Hause, so die Ordnungshüter.

Ich habe etwas panisch die erste Corona Hilfe beantragt und war erstaunt, wie schnell unglaubliche 9000€ auf meinem Konto waren.  Das Geld habe ich mittlerweile längst komplett zurück gezahlt und habe auch keine weitere Hilfe beantragen müssen.

Denn sobald im April die Geschäfte wieder öffnen durften, war Straßenmusik wieder möglich und ich nicht mehr arbeitslos. Ich habe in 2020 so viel auf der Straße gespielt wie vielleicht noch nie.

Der freie Terminkalender hat es mir ermöglicht, im Sommer über 6 Wochen in Dänemark zu touren, eine meiner schönsten Touren bisher.

Nun im zweiten Lockdown habe ich Wochenmärkte im Münsterland für mich entdeckt. In Werne, Ahlen, Hamm, Lüdinghausen und Soest spiele ich am häufigsten, in meiner alten Heimatstadt Haltern am See habe ich die bisher die einzige Absage vom Ordnungsamt bekommen.

Sogar das Singen mit Maske, was eigentlich echt blöd und klangtechnisch schlecht ist, habe ich durch meine bewegliche Schnabelmaske zu einem Vorteil drehen können, noch nie in meinem Leben habe ich so viele Menschen zum Lachen gebracht wie in den letzten Monaten.

Corona hat meine Arbeit verändert. Während ich früher am Wochenende von Hochzeit zu Privatparty zu Kneipengig gehetzt bin, arbeite ich heute wann und wo ich Lust habe, nur das Wetter muss mitspielen.
Ich habe vor Corona zwar deutlich mehr verdient, habe aber heute mehr Lebensqualität und den unglaubliche Luxus, Alleinherrscher über meinen Terminkalender zu sein.
Ich werde wohl bei dieser Arbeitsweise bleiben und Termine nur noch im Ausnahmefall annehmen.

Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich zu den wenigen Künstlern gehöre, die trotz Corona ein ausreichendes Auskommen haben, in meinem Fall hat es sogar zu einem Umdenken geführt, das mein Leben für mich verbessert hat. Denn Zeit und Freiheit ist wichtiger als Geld.

Danke Corona, aber jetzt ist auch mal gut, zu vielen meiner lieben Kollegen geht es echt beschissen.
Ich fände es gut, wenn die nächste Pandemie statt der Kulturbranche ausschließlich die Rüstungsindustrie trifft.
Ich freue mich schon auf ein Impfangebot, das ich dankend annehmen werde.

Noch mal einen Riesendank an alle, die mich im letzten Jahr so toll unterstützt haben!

Schlagwörter: , ,
FRAG DEN LUKAS

Get in touch ...

Adresse:

Am Bahnhof 4
59387 Davensberg
Deutschland

Telefon:

+49 (0)163 – 1630162