Klaviereinlage unter freiem Himmel: Lukas Schlattmann verdingt sich seit
zwölf Jahren als Straßenmusiker.

RECKLINGHAUSEN. Das Hobby als Berufung, was will man mehr? Doch dass das nicht so einfach ist, wie es scheint, verrät uns ein „alter Hase“ des Showgeschäfts. Der aus Davensberg kommende Lukas Schlattmann (39) ist jetzt schon seit zwölf Jahren im Geschäft und arbeitet leidenschaftlich gerne als Straßenmusiker. Und wir hatten die Ehre, ein Interview mit ihm führen zu dürfen.

Wie sind Sie denn überhaupt dazu gekommen, Straßenmusiker
zu werden?

Anfangs habe ich spaßeshalber mit einem Freund Musik gemacht. Wir

haben uns tagsüber auf die Straßen gestellt und abends in die
Kneipen und einfach mal drauflos gespielt. Das war halt ein
Riesenspaß, und so war es ja auch gedacht. Und später habe ich es
auch mal alleine probiert. Als ich dann mit dem Studium in
Medientechnik fertig war, habe ich gemerkt, dass es auf der Straße für
mich viel einfacher ist Geld zu verdienen, als als rasender Reporter
umherzuziehen.

Welche Instrumente spielen Sie denn?
Ich spiele sehr gerne Klavier, aber auch alles, was Saiten hat, also
Gitarre, Bouzouki und Mandoline. Banjo lerne ich momentan noch,
jedoch ist mein absolutes Lieblingsinstrument die Stimme.

War es anfangs nicht etwas unangenehm, alleine auf der Straße
Musik zu machen?

Die ersten Male alleine, ja. Mit einem Freund zusammen, nein, denn
da ist man ja ein stimmiges Team. Wenn man jedoch alleine ist und
die Leute einfach weitergehen, trifft einen deren Ignoranz schon hart.

Aber wenn man nach einiger Zeit ein wenig Geld und vor allem ein
gutes Feedback erhalten hat, ist man wirklich mit sich zufrieden und
interessiert sich nicht mehr für die Ignoranz der Leute.

Wie ist denn das Verhältnis zwischen Ihnen und den anderen
Straßenmusikern?!

Bisher hatte ich eigentlich mit allen Musikern ein
gutes Auskommen gehabt, bis auf ein Mal. Da hat ein anderer Musiker
mich richtig böse angegiftet, und da habe ich ausnahmsweise Mal
zurückgegiftet. Aber so was ist schon die Ausnahme.

Wie reagieren die Geschäftsleute denn, wenn Sie vor deren
Geschäft spielen?

Solange man schaut, dass der Umgang untereinander immer
freundlich ist und man nicht zu lange am selben Ort steht, haben auch
die Geschäftsleute meist nichts dagegen. Aber es gibt immer mal
Ausnahmen. In Münster darf man beispielsweise nur eine halbe
Stunde, und das auch nur ohne Lautsprecher, vor den Geschäften
spielen.

Wie reagieren die Passanten auf Sie? Sind die wirklich immer
freundlich?

Sagen wir es mal so, pubertierende Jungs können sehr nervig sein
und meinen, sich produzieren zu müssen. Zwei Mal hat jemand
versucht, mir Geld zu klauen, aber das ist für zwölf Jahre nicht so
wild. Was Böses will mir keiner, nur gibt es immer mal wieder
Einwohner, die beim ersten Ton sofort das Ordnungsamt rufen. So
was ist halt doof, aber Spielverderber gibt’s ja bekanntlich überall.

Lässt sich mit Straßenmusik viel Geld verdienen?
Also ich meckere nicht, es gibt halt Tage, da läuft alles richtig, richtig
gut und an anderen halt nicht. Man weiß nie, was passiert. Oft fragen
mich auch Leute auf der Straße, ob sie mich buchen können. Dann ist
man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Am Anfang habe ich sehr
viel auf der Straße gespielt, doch das wurde immer weniger, da mich
immer mehr Leute buchen wollten. Beides hat aber seine Vorteile.

Quelle: Recklinghäuser Zeitung
Datum: 30.1.2013
Autor: Antonia Arning & Michelle Gburek, Freiherr-vom-Stein- Gymnasium, Klasse 8b,
Foto: Gburek/Arning

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